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Spätburgunder

HERKUNFT & EIGENHEITEN

Die wichtigste Qualitätsrotweinsorte der Welt im gemäßigten Klima ist der Spätburgunder, Pinot noir, oder Blauburgunder. Sein Stellenwert ist im roten Bereich durchaus dem des Riesling vergleichbar und er wird daher auch gerne mit der Auszeichnung „König der Rotweine" versehen.
Der Spätburgunder stellt hohe Ansprüche an die Lagenqualität, tiefgründige, fruchtbare Böden, die ausreichend feucht sind, sind von Nöten. Trockene Verhältnisse quittiert die Sorte mit dramatischen Qualitätseinbrüchen und bitterem Geschmack, der kaum noch an die sortentypischen, feinen Fruchtnoten nach Cassis, Kirsche oder Brombeere erinnert. In den vergangenen 10 Jahren konnten wir nach Zukäufen die Anbaufläche des Spätburgunder auf 95,74 ar ausschließlich in der Lage Traiser Rotenfels erweitern und das Experiment Spätburgunder-Rotwein in Angriff nehmen.


Spätburgunder ist eine der ältesten Kulturreben der Menschheit. Je nach Quelle werden auf die Ursprünge im Nildelta oder auf den gallischen Keltenstamm der Allobroger - ansässig im Raum Burgund - die diese Rebsorte bereits beim Einmarsch der Römer in Gallien kultivierten (vitis allobrogica) hingewiesen. Auf jeden Fall ist diese Sorte in den nächsten Jahrhunderten immer wieder in Burgund urkundlich erwähnt und hat ihren deutschen Namen sicher zu Recht, denn von dort sollen die Nachfolger Karls des Großen sie via Bodenseeregion nach Deutschland gebracht haben. Über Baden, heute noch Schwerpunkt der Sorte, ging der Siegeszug fast in alle deutschen Weinbauregionen, selbst an der Mosel ist sie heute nach langem Zögern heimisch geworden. Insgesamt sind nach Rebstatistik am 31.12.2004 11 372 ha in Deutschland mit Spätburgunder bepflanzt, mit steigender Tendenz. Bereits heute steht sie mit 11% der deutschen Rebfläche auf Platz 3 der meistverbreiteten Rebsorten. Die deutschen Winzer reagieren damit offensichtlich auf die vorteilhafte Entwicklung des Klimas in den Weinbaugebieten zugunsten besserer Reife und Färbung der Spätburgundertrauben. Auch in den Nachbarregionen wie Elsass, Burgund, Champagne, Schweiz, Österreich und Südtirol ist der Anbau des Spätburgunders zunehmend.


Die Sorte ist gegen Krankheiten nicht übermäßig empfindlich, wohingegen Virosen im vergangenen Jahrhundert Anpflanzung und Erträge stark einschränkten. Die moderne Klonenzüchtung hat sich hier als optimale Maßnahme erwiesen. So bleibt heute bei den dichtbeerigen, kompakten, walzenförmigen Trauben Botrytisbefall und damit die Beerenfäule das größte Problem. Der Bortytispilz befällt in der Reife befindliche Beeren und zerstört die Beerenhäute. Die dort befindlichen roten Farbstoffe werden dabei oxidiert und vernichtet. Der Farbton geht ins bräunliche, wird negativ, ähnlich wie der Geschmack. Befallene Trauben sind von der Weinbereitung auszuschließen. Nur in hochreifem Zustand könnte man sie zur Gewinnung von Weißherbst Beerenauslesen oder Trockenbeerenauslesen selektiv lesen. Empfindlich reagiert Spätburgunder, wie wir besonders 2005 bemerken durften, auf Spätfröste, und der Winter 1984/85 verdeutlichte uns bereits früh, dass diese Sorte nicht so winterfrosthart ist wie der Riesling.


Optimale Traubenqualitäten, die durch ausreichende Alkoholgehalte und gute Ausfärbung der Trauben gekennzeichnet sind, erzielt man nur, wenn die Erträge auf etwa 50 hl/ha reduziert werden und die Lese so spät wie möglich terminiert werden kann. Die Mostgewichte erreichen dann 90-100° Oechsle bei Säuren von 6-8 %. Die Weine sind im Rotweinbereich vollmundig, samtig, mit geringerem Gerbstoffgehalt als andere Rotweine, dafür aber mit interessanten Fruchtnuancen in Richtung Beerenfrüchte. Die Farbe ist auch bei Spitzenrotweinen nicht zu intensiv. Roséweine aus Spätburgunder sind hellrot, frisch, mit etwas mehr Säure und besonders im Sommer kühl getrunken ein optimaler Genuss.

 

SPÄTBURGUNDER IM WEINGUT DR. CRUSIUS

In unserem Weingut stand die Produktion von Rotweinen nach der Anpflanzung von Spätburgunderreben ursprünglich nicht zur Debatte. Meine Liebe zu Roséweinen und die damals leicht desillusionierende Situation des Rosémarktes in Deutschland haben mich 1982 bewogen, nach Ende des Studiums, diese Rebsorte als erste neu in unser Rebsortiment aufzunehmen. Das Grundwissen über die Lagenansprüche war nach langjährigen Erfahrungen mit Weißburgunder bekannt, die entsprechende sehr tiefgründige, optimal nach Süden geneigte Parzelle im Traiser Rotenfels stand zur Verfügung. Auf 34,94 ar wurden zwei verschiedene Klone gepflanzt und seit 1985 ist Spätburgunder Rosé trocken ein kaum noch wegzudenkender Bestandteil unseres Weinsortimentes.


Unsere Spätburgunder Rotweine lagern wir nach dreiwöchiger Maischegärung zum weiteren Ausbau für 12 Monate ausschließlich in 300 l (Viertelstück-) Fässern. Zur Erhaltung der optimalen Frische und Eleganz reifen die Roséweine dagegen ausschließlich in Edelstahltanks.


Die Faszination für den Spätburgunder basiert nicht nur auf der Erzeugung von Top-Rotweinen, wie wir es jetzt schon für den 2005er fast versprechen können, sondern es begeistert ähnlich wie beim Riesling die Vielzahl der Möglichkeiten im Weinausbau: ob Rotweine im Trinkweinbereich oder Spitzenrotweine, trockene Roséweine als Sommerhit oder die Erzeugung von Sektgrundweinen. Allein im süßen Bereich sehe ich Grenzen.


Als Liebhaber von Roséweinen, als Konvertit in Sachen Rotwein, nach langer lautstark geäußerter Skepsis, und da Spätburgunder die erste Neuaufnahme im Rebsortiment unseres Gutes - und damit fast eine Revolution - war, genießt diese Sorte eine ganz besondere Stellung im Weingut Dr. Crusius.

 
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